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Psychotherapie kommt an die Uni – aber was bedeutet das nun?

Ab 2026 wird die Psychotherapieausbildung an öffentlichen Universitäten angeboten. Diese Entscheidung wird sowohl den zukünftigen Student:innen als auch der Branche insgesamt zugutekommen, da sie eine qualitativ hochwertige, finanziell gestützte und offizielle Ausbildung gewährleistet.

Nach über 100 Jahren seit den Anfängen der Psychotherapie wird die Ausbildung nun an Universitäten stattfinden. Ab dem Jahr 2026 wird es an öffentlichen Universitäten einen Masterstudiengang mit jährlich 500 Studienplätzen geben. Dadurch wird ein breiterer und kostengünstiger Zugang zur Ausbildung ermöglicht. Im Anschluss an das Masterstudium steht eine praktische Phase mit direktem Kontakt zu Klient:innen und abschließend eine staatliche Approbationsprüfung bevor. Das Ziel des Gesetzes ist es, das Angebot deutlich zu erhöhen. Derzeit können nur etwa die Hälfte der Personen, die psychotherapeutische Behandlung benötigen, auch tatsächlich behandelt werden. Die Gesetzesvorlage wurde vergangene Woche in Begutachtung geschickt.

Die Zahlen sprechen für sich: Von den 23% der Menschen, die zu jedem Zeitpunkt des Jahres unter psychischen Belastungen leiden, sind nur 14% der Österreicher:innen im Krankensystem registriert. Von diesen wären 7% bereit eine therapiegestützte Behandlung in Anspruch zu nehmen. Davon können weiters nur 3,8 % der Menschen mit dem aktuellen Versorgungsangebot aller über 11. 000 registrierten Psychotherapeut:innen entsprechend behandelt werden.

Mit dem Ziel die psychosoziale Versorgung der Bevölkerung zu verbessern, werden grundlegende Reformen in der Ausbildung vorgenommen. Am vergangenen Donnerstag wurde die Novelle zum Psychotherapiegesetz von Gesundheitsminister Johannes Rauch und Bildungsminister Martin Polaschek präsentiert und zur Begutachtung freigegeben. Damit wird die Ausbildung im Bereich Psychotherapie nach über 30 Jahren akademisiert. Sie bildet aktuell den letzten hochrangigen und eigenverantwortlichen Gesundheitsberuf ohne akademische Ausbildung. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung künftig zu verbessern.


Finanzierung für 500 Studienplätze gesichert

Zum Wintersemester 2026 werden 500 Masterstudienplätze für Psychotherapie an österreichischen öffentlichen Universitäten verfügbar sein. Dies ermöglicht eine flächendeckende Ausbildung von Psychotherapeut:innen und wird durch Finanzierung gemäß des Universitätsgesetzes ermöglicht. Was die Akademisierung genau für die einzelnen therapeutischen Schulen im genauen bedeutet, bleibt noch großteils ungewiss.

Das Masterstudium zum/zur Psychotherapeut:in umfasst vier Semester und erfordert ein vorheriges Studium in einem einschlägigen Fachbereich wie Psychologie, Medizin oder Bildungswissenschaften. Nach erfolgreichem Abschluss des Masterstudiums folgt eine spezifische Fachausbildung mit praktischer Phase, in der direkter Kontakt zu Patient:innen besteht. Abschließend steht die staatliche Approbationsprüfung bevor. Mit der gesetzten

Novelle werden ebenfalls die Voraussetzungen für Bachelorstudien in Psychotherapie an öffentlichen Universitäten geschaffen.


Mehr Psychotherapeut:innen und eine einheitlichere Ausbildung das Ziel der Reform

Laut Gesundheitsminister Johannes Rauch ist die öffentliche Universitätsausbildung für Psychotherapie nach über 100 Jahren endlich ein wichtiger Schritt zur vollen Anerkennung dieser Berufsgruppe. Die psychische Gesundheit der Bevölkerung ist genauso wichtig wie die körperliche und Psychotherapie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Um die psychosoziale Versorgung zu verbessern, werden mehr qualifizierte Fachkräfte benötigt, weshalb die grundlegende Reform der Ausbildung nun auch kostengünstiger gestaltet wird. Dies ermutigt mehr motivierte Personen dazu, diesen wichtigen Beruf zu ergreifen.

Laut Bildungsminister Martin Polaschek ist die psychische Gesundheit von grundlegender Bedeutung für ein gesundes und erfülltes Leben. Um sicherzustellen, dass jeder, der Unterstützung benötigt, diese auch erhält, wird die Ausbildung zum/zur Psychotherapeut:in reformiert. Mit dem neuen Psychotherapiegesetz übernimmt die Bundesregierung in Österreich die Verantwortung für die Ausbildung und (Teil-)Finanzierung von Psychotherapeut:innen. Bisher mussten diese ihre Ausbildung vollständig privat finanzieren und dafür oft mehrere Zehntausend Euro aufbringen.

Das neue Psychotherapiegesetz wird die hochqualifizierte Ausbildung von Psychotherapeut:innen in Österreich nun auch offiziell an universitären Einrichtungen verankern. Dadurch wird sichergestellt, dass die österreichische Bevölkerung weiterhin eine qualitativ hochwertige psychotherapeutische Versorgung erhält. Die strukturierte Ausbildung umfasst nun auch einen dritten Abschnitt, der an öffentlichen Universitäten mit Praktika in Kliniken und Lehrpraxen abgeleistet wird und ähnlich wie eine Facharztausbildung aufgebaut sein wird.


Übergangsfristen

Um sicherzustellen, dass es ausreichend Ausbildungsplätze für angehende Psychotherapeut:innen gibt, beinhaltet die Novelle sehr lange Übergangsfristen. Das psychoterapeutische Propädeutikum aus einer bestehenden Ausbildung muss bis zum 30. September 2030 abgeschlossen sein, das Fachspezifikum muss spätestens am 1. Oktober 2030 begonnen und bis Ende September 2038 vollendet sein. Die Novelle enthält nicht nur Rahmenbedingungen für die psychotherapeutische Ausbildung, sondern auch gesetzliche Regelungen für Online-Therapie, die besonders seit der Pandemie von Patienten genutzt wird.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass mit dem ersten Entwurf der Psychotherpiereform wichtige Schritte gesetzt wurden, um der Relevanz des Berufsfelds durch eine akademische Ausbildung, Anerkennung zu schenken. Die Gesetzesnovelle wird jedoch auch noch von vielen

offenen Fragen hinsichtlich bspw. Finanzierung und der Bedeutung für spezifische Fachspezifika, begleitet. Gemeinsam mit den gesetzten Änderungen im Bereich der klinischen Psychologie, ist allerdings eine deutliche Aufwertung der psychosozialen Versorgungsleistung der nächsten Jahre in Österreich zu erwarten.

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